"Nicht noch mehr Menschen anlocken"
Der Naturschutzbund droht bei Dampflokfahrten zum Stechlinsee mit einer Klage

Einmal im Jahr organisiert der Berliner Traditonszug-Verein eine Dampflokfahrt bis zum Kernkraftwerk Rheinsberg. Am Wochenende kamen Eisenbahnfans aus ganz Brandenburg. Für den Naturschutzbund ist die Fahrt ein Verstoß gegen das Naturschutzrecht. Mit dem Nabu-Landesvorsitzenden Tom Kirschey sprach darüber Reyk Grunow.

Warum die ganze Aufregung?
Kirschey: Die Bahnanlagen zum Kernkraftwerk führen mitten durch das größte Naturschutzgebiet Brandenburgs. Dort leben sehr sensible Arten, wie etwa Fischadler. Die Nutzung der Gleise ist nur für den Abbau des KKW erlaubt.
Wenn einmal im Jahr dort eine Dampflok entlangfährt, schadet das doch keinem.
Kirschey: Das stimmt, schon gar nicht zu dieser Zeit, wo die Fischadler im Süden sind. Im Mai wäre das ein Problem.
Dann geht es Ihnen gar nicht um die Dampflokfahrt?
Kirschey: Wir befürchten, dass alles, was sich in diesem Gebiet tut, Vorbote für die Nachnutzung des KKW-Geländes sein könnte. Wenn man statt der Gleise dort einen Radweg bauen würde, wären wir auch dagegen.
Wollen Sie ein Totalreservat am Stechlinsee?
Kirschey: Nein. Aber unserer Meinung nach sollte sich rund um das KKW nichts entwickeln, was mehr Menschen anzieht, damit wir Tieren wie dem Fischadler wenigstens diese wenigen Rückzugsmöglichkeiten sichern können.
Den Bahnfreunden haben Sie mit einer Klage gedroht. Wäre es nicht besser, erst einmal miteinanderzu reden?
Kirschey: Mit der Bahn AG haben wir das mehrfach versucht, ohne Erfolg. Jetzt wollen wir dem Traditionszug-Verein für 2004 alternative Routen rund um Rheinsberg vorschlagen. Es gibt viele schöne Strecken, die nicht ins Naturschutzgebiet führen.

(MAZ (Ruppiner Tageblatt), 2003-12-10)


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