Passend zum Ambiente
Historische Säulen vom Berliner Ostkreuz werden am Rheinsberger Bahnhof aufgestellt

Eigentlich haben sie nur noch Schrottwert, aber für den Rheinsberger Bahnhofsverein sind es richtige Schätze: die acht gusseisernen Säulen, die mehr als ein Jahrhundert lang ein Bahnsteigdach des Berliner S-Bahnhofes Ostkreuz trugen.

RHEINSBERG. Udo Blankenburger hat den Transport höchst persönlich überwacht. Immerhin war größte Vorsicht geboten, denn altes Gusseisen ist tückisch. Schon bei kleinsten Erschütterungen hätten die schwergewichtigen Säulen bersten können. Aber alles lief reibungslos Die ausgemusterten Dachstützen des traditionsreichen Berliner S-Bahnhofes Ostkreuz sind ohne Transportschäden in Rheinsberg angekommen. Es ist die neueste Errungenschaft des Rheinsberger Bahnhofsvereins. Monatelang hatte dessen Vorsitzender Udo Blankenburger vergeblich nach einer Firma gesucht, die den Transport der tonnenschweren Säulen übernimmt. Erst als er kürzlich bei der Lindower Baufirma Eurovia VBU nachfragte, hat man ihm zugesagt - und Wort gehalten. „Ich bin froh, dass das geklappt hat. Ich hatte schon schlaflose Nächte", sagt Udo Blankenburger. Schließlich hatte die Deutsche Bahn die historischen Dachträger schon ein Jahr lang für die Rheinsberger reserviert und bewacht. Die Säulen des 1882 eröffneten S-Bahnhofes sind herausgerissen worden, weil das Ostkreuz saniert wird. Rund 143 Millionen Euro sind für das Projekt vorgesehen. In Rheinsberg sollen die meterhohen Pfeiler auch künftig ein Dach tragen: Es soll den 1927 gebauten U-Bahn-Waggon schützen, der neben dem Eisenbahnmuseum steht und Wind und Wetter ausgesetzt ist. Die Hülle des gelben Wagens muss dringend restauriert werden. „Aber erst brauchen wir das Dach", sagt Udo Blankenburger, der als Kundenbetreuer im Berliner Nahverkehr arbeitet. Er hofft, dass der Unterstand bis zum Frühjahr fertig wird. „Die historischen Säulen passen dann gut zum Ambiente." Alles, was einen Bahnhof ausmacht, kann man in Rheinsberg noch erleben: das Bahnhofsgebäude, den Lokschuppen, einen Wasserkran für die Dampflok, den alten Kohlebansen, das Stellwerk, die Gleise und Weichen. „Wir pflegen dieses Ensemble. Die meisten Bahnhöfe ringsum sind vergewaltigt worden. Es gibt doch fast nur noch Haltepunkte", kritisiert der Vereinsvorsitzende.

Der Bahnhofsverein
Die Arbeitsgemeinschaft Rheinsberger Bahnhof e.V. ist 1997 gegründet worden - im Vorfeld des 100-jährigen Bestehens der Bahnstrecke Löwenberg-Rheinsberg. "Nach dem Jubiläumsfest hat der Verein weitergemacht und mittlerweile das 12. große Bahnhofsfest in Rheinsberg gefeiert. Inzwischen hat der Verein 29 Mitglieder.
Der zum Museum ausgebaute ehemalige Lokschuppen ist dienstags zwischen 14 und 18 Uhr geöffnet.
Katharina Kastner
(MAZ, 2010-09-21)


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