Lokale Bahngeschichte konserviert
Ein Rheinsberger Verein restauriert Loks sowie Waggons, sammelt Werkzeuge und zeigt das Ergebnis im Museum

RHEINSBERG. Begonnen hatte alles 1997. Damals fanden einige Rheinsberger Bahnfans, das 100-jährige Bestehen der Strecke Rheinsberg-Löwenberg müsste 1999 würdig begangen werden. So kam es zur Gründung der Arbeitsgemeinschaft Rheinsberger Bahnhof e. V. Um das Jubiläum vorbereiten zu können, mussten geeignete Räume her. Der Verein nutzte dafür von Anfang an den von der Deutschen Bahn AG nicht mehr benötigten Lokschuppen am Bahnhof. Das Fest zum 100-jährigen Streckenbestehen wurde ein voller Erfolg. Das Bahnhofsfest war geboren. Seither findet es immer Ende August statt.
Erst deutlich später kaufte der Verein den Lokschuppen und einen Teil des Bahnhofsgeländes. Der Vereinsvorsitzende Udo Blankenburger erinnert sich: „Dass wir dafür keinen allzu hohen Preis bezahlen mussten, haben wir dem damaligen Bahnchef Hartmut Mehdorn zu verdanken, der sich unser Museum im Jahr 2000 angesehen hatte und davon begeistert war."
Nach dem Tod des ersten Vorsitzenden und Vereins-Motors Volkmar Hilbert, der 2001 mit nur 35 Jahren an einer schweren Krankheit starb, übernahm Blankenburger den Vorsitz. Der Bahnfahrzeug-Schlosser und Lokführer ist seit Jahren als Kundenbetreuer im Berliner Ostbahnhof tätig. Das Herz des 54-Jährigen schlägt für die Bahn. So geht es auch seinen 29 Mitstreitern. Längst nicht alle von ihnen haben auch beruflich mit Schienenfahrzeugen zu tun. Ihnen gemein ist das Interesse an der Bahn. Immer dienstags von 14 bis 18 Uhr treffen sie sich im Lokschuppen, sofern es die Arbeitszeit erlaubt. Dann hat auch ihr dort eingerichtetes Bahnmuseum geöffnet. Es beherbergt die Kleinlok Kö von 1936 ebenso wie das betagte Kranfahrzeug SKL 25. Die Bahnfreunde restaurierten viele Loks und Waggons selbst - ungezählte Stunden emsiger Arbeit.
Es gibt nicht nur Loks und Wagen zu sehen, beachtlich ist auch die Kleinteile-Ausstellung. Von Streckentelefonen über Zugtoiletten bis hin zu alten Fahrkartenautomaten reicht die Palette.
Nahezu einzigartig am Rheinsberger Bahnhof sei das komplett erhaltene Ensemble samt Stellwerk, Lokschuppen und Wasserkran, sagt Blankenburger. Es gibt noch viel zu tun für den Verein, denn alles soll für kommende Generationen erhalten werden.
Wer eventuell Mitglied werden will, kann bei einem der Dienstags-Treffen in den Verein hineinschnuppern.

Drei Fragen an:
Udo Blankenburger, Vorsitzender des Vereins

Bahnvereine gibt es viele, was unterscheidet die Arbeitsgemeinschaft von anderen?
Blankenburger: Wir dokumentieren die Geschichte der Bahn in der Region und verfügen über eine sehr große Kleinteile-Ausstellung.

Was ist das nächste große Projekt des Vereins?
Blankenburger: Unser U-Bahn-Wagen bekommt eine Überdachung. Dabei gibt es finanzielle Schwierigkeiten, doch wir ziehen das durch.

Vielen Vereinen mangelt es an jungen Mitgliedern...
Blankenburger: Ja, unserem auch. Das Ende der Lehre bringt meist einen Umzug - oft in ein anderes Bundesland - mit sich. Dem Verein gehen diese Mitglieder dann verloren. Wir würden uns sehr über junge Mitstreiter freuen.
Holger Rudolph
(Ruppiner Anzeiger, 2011-07-27)


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