Drei Esslöffel Kohle
Eisenbahnausstellungen und Traditionszug beim dritten Bahnhofsfest
RHEINSBERG. Alle zehn Minuten musste Frank Oltersdorf nachfüllen: Drei Esslöffel Kohle genügten, dann hatte seine Minidampfeisenbahn wieder Kraft für die nächsten drei Runden. Oltersdorf setzte sich seine Lokführermütze auf den Kopf, half den Kindern beim Einsteigen und der etwa 50 Zentimeter hohe Zug setzte sich in Bewegung.
Beim dritten Bahnhofsfest am Wochenende in Rheinsberg hatten nicht nur die jungen Besucher ihren Spaß, auch für die Älteren gab es viel zu entdecken: In zwei Ausstellungen konnten sie sich alte Stellwerke, Schilder und Arbeitsgeräte aus der Zeit der DDR-Reichsbahn anschauen. Auch über die Geschichte des Bahnhofs Rheinsberg und über die Plutonium-Transporte zum inzwischen stillgelegten Kernkraftwerk der Stadt erhielten die Besucher Informationen.
Joachim Lubinski, ehemaliger Lokführer aus Wittstock, war begeistert. "Die Ausstellungen sind was für Nostalgiker", urteilte er, " für gestandene Eisenbahner ist das wirklich spannend." Besucher, die sich weniger für die technischen Details der alten Reichseisenbahnen interessierten, kamen dafür bei der Draisinenfahrt auf ihre Kosten: Mit dem alten Schienenfahrzeug konnten sie ein paar hundert Meter die Gleise entlangfahren, auch wenn so manchem danach der Rücken schmerzte.
"Wir wollen aus dem Bahnhofsfest eine Tradition machen", sagte Udo Blankenburger, erster Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Rheinsberger Bahnhof, die das Fest gemeinsam mit dem Heimatverein Rheinsberger Seenkette ausrichtete. "Das tut auch dem Tourismus in Rheinsberg gut."
Mit etwa 300 Besuchern am Sonnabend waren die Veranstalter nicht zufrieden, doch gestern kamen rund 500 Interessierte zum Bahnhof. Die konnten ein Stück Eisenbahngeschichte live erleben: Pünktlich um 11.40 Uhr lief eine Dampflok aus den 40er Jahren in Rheinsberg ein. Die Traditionslok mit alten Holzpritschen ließ die Herzen erfahrener Eisenbahner höher schlagen. "Eine 52er Dampflok war der Ferrari unter den Eisenbahnen", schwärmte Udo Balte aus Berlin.
DENNIS KREMER
(MAZ (Ruppiner Tageblatt), 2001-09-03)