Angebot nach Laufpass
Bahn AG finanziert Dampfzug-Touren nicht mehr mit / Bahnhof günstig zu kaufen

RHEINSBERG. Noch Donnerstagabend sah es so aus, als ob sich Rheinsberg von den beliebten Dampfzug-Touren verabschieden muss. Gestern Mittag wendete sich das Blatt. Die Deutsche Bahn AG bietet den Bahnhof günstig zum Verkauf an. Der Traum vom Museum kann in Erfüllung gehen.
Kurz vor 12 Uhr erhielt der Rheinsberger Christian Carstens den entscheidenden Anruf. Die Zentrale der Deutschen Bahn AG in Frankfurt/Main teilte mit, dass der Verein Arbeitsgemeinschaft Rheinsberger Bahnhof (Gemeinschaft) das Bahnhofsgebäude samt Gleisanlagen zu einem günstigen Preis kaufen kann. Damit geht für die Gemeinschaft – vorausgesetzt ihr Vorstand stimmt auf seiner kommenden Sitzung zu – ein lang gehegter Traum in Erfüllung. Die Rheinsberger Bahnfreunde wollen den gut hundertjährigen Sackbahnhof als Technisches Denkmal erhalten und ihn nach und nach zum lebendigen Museum ausbauen. Und auch die Dampfzug-Fahrten soll es weiterhin geben. Neuer Mitbetreiber könnte nach Auskunft von AG-Finanz-Vorstand Carstens die "Hei Na Ganzlin" sein, ein staatlich zugelassenes Privatbahn-Unternehmen. 18 Stunden zuvor sah es noch schlecht aus: Bis Ende vergangenen Jahres hatte sich die Deutsche Bahn AG noch mit ihrer Tochter DB Regio an den Dampfzug-Touren zwischen Rheinsberg und Berlin finanziell beteiligt. Der Rheinsberger Wirtschaftsförder-Verein WIR schoss pro Tour l 000 Mark zu. Vom Kohlezuschlag (fünf Mark pro Erwachsenen) abgesehen, berechnete die Bahn AG den normalen Fahrpreis. Doch für 2001 entmutigte Bahn-Sprecher Gunnar Meyer: "Dampflok-Fahrten unter Beteiligung der DB Regio wird es in diesem Jahr nicht mehr geben." Als Grund nannte er den für Anfang April vorgesehenen Ausbau einer Weiche auf dem Bahnhof. Weil marode, müsse sie erneuert werden. Doch die Deutsche Bahn benötigt für den normalen Zugverkehr keine zweite Weiche. Also sollte diese durch ein einfaches Schienenstück ersetzt werden. Die Dampflok aber muss im Sackbahnhof zum anderen Ende des Zuges gefahren werden. Eine zweite Weiche ist unerlässlich. Andernfalls müsste die Lok den Zug bis Herzberg schieben und dort umgespannt werden. Für die Deutsche Bahn ist die Prozedur zu aufwändig, ebenso der Ersatz der Weiche durch eine neue. Carstens will trotzdem einen Weg finden, die Weiche zu erhalten. Meyer schlug vor, dass die Rheinsberger den Zug in Zusammenarbeit mit dem Potsdamer Bahn-Traditionsverein betreiben könnten. Allerdings müssten die Fahrpreise neu kalkuliert werden. Üblicherweise sind Traditionszug- Fahrten, die sich zuerst an Bahnfans richten, viel teurer als Touristen-Touren. Der Ganzliner Anbieter ist nach Carstens Meinung günstiger.
Holger Rudolph
(Ruppiner Anzeiger, 2001-03-10)


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