"Überzogene Forderung"
Mitglieder der AG Rheinsberger Bahnhof verstehen die Welt nicht mehr

RHEINSBERG. Udo Blankenburger versteht die Welt nicht mehr. Als vor wenigen Wochen der Verein der Berliner Dampflokfreunde und der Traditionszug e.V. eine Dampflokfahrt nach Rheinsberg organisiert hatten, meldete sich danach der Naturschutzbund zu Wort. Der Nabu protestierte gegen die Fahrt zum Bahnhof des stillgelegten Kernkraftwerkes (die MAZ berichtete).
"Wir sind froh, dass die Berliner einige Male im Jahr unsere Stadt ansteuern, weil gerade in der touristenarmen Jahreszeit jeder Gast zählt", er- klärt der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Rheinsberger Bahnhof. Blankenburger und seine 39 Mitstreiter sind es, die die Tradition der Eisenbahn in der Prinzenstadt wach halten und inzwischen auf dem Bahnhofsgelände ein Museum eingerichtet haben, das gerade an solchen Tagen gut besucht wird.
Aus Sicht der Eisenbahner ist die Forderung der Naturschützer, die Fahrten gänzlich einzustellen, total überzogen. Dabei gehe es nicht darum, einen Massentourismus im Naturschutzgebiet zu etablieren. "Weder im September, wenn wir unser Bahnhofsfest veranstalten, noch im Dezember brütet der geschützte Fischadler, der ein Grund für die Proteste wäre", erläutert Blankenburger. "Als das Kernkraftwerk noch in Betrieb war und mehrmals täglich Züge verkehrten, hat das die Adler selbst dann nicht gestört."
Außerdem bezweifelt Blankenburger, dass der Nabu wie angekündigt alternative Strecken rund um Rheinsberg anbieten kann. "Gerade in jüngster Zeit sind Bahngleise wie zum Beispiel die Strecke von Gransee nach Wolfsruh oder die von Wittstock nach Neustrelitz vom noch bestehenden Bahnbetrieb abgekoppelt worden", berichtet der Vereinsvorsitzende.
Blankenburger sieht in den Fahrten außerhalb der Adlerbrutzeiten "den schonendsten Umgang mit der Natur". "Die Herren vom Nabu sollten daran denken, dass wir alle in Rheinsberg vom Tourismus leben und die Dampflokfahrten nur ein kleiner Mosaikstein im Kulturgefüge sind."
Jürgen Rammelt
(MAZ (Ruppiner Tageblatt), 2003-12-24)


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