Mit viel Liebe zum Detail
Sechstes Rheinsberger Bahnhofsfest lockte wieder viele Schaulustige und Eisenbahnliebhaber
RHEINSBERG. Auch dieses Jahr zog das inzwischen traditionelle Rheinsberger Bahnhofsfest wieder viele Schaulustige an. Eine Dampflokomotive aus dem Jahr 1952 und Fahrten zum stillgelegten Kernkraftwerk sorgten dafür, dass niemandem langweilig wurde.
Eisenbahnfreunde sind neugierig und exakt. Sie fotografieren fast alles, was nur annähernd wie eine Eisenbahn aussieht und suchen nach den kleinsten Details. So zum Beispiel auch nach einem von über 30.000 Ablassventilen der 52er Dampflok. Da traf es sich gut, dass so ein Urgetüm auch in Rheinsberg zu bestaunen war.
Die Arbeitsgemeinschaft Rheinsberger Bahnhof und der Heimatverein Rheinsberger Seenkette hatten am Wochenende zum sechsten Bahnhofsfest geladen. Dieses wurde 1999, anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Bahnverbindung Rheinsberg - Lichtenberg, erstmals gefeiert.
Inzwischen gehört es zu einem der etablierten Bahnfeste in der Region. Die 37 Mitglieder des Bahnhofvereins zeigten einmal mehr, was unter der so genannten Liebe zum Detail zu verstehen ist. konnten sich die Besucher im alten Lokschuppen ein Bild von der hundertjährigen Eisenbahngeschichte rund um Rheinsberg machen. Mit viel Mühe wurde aber auch veranschaulicht, was sich in den vergangenen Jahrzehnten auf den Schienen Deutschlands getan hat. Die Neuerungen zeigen sich zum Beispiel an den unterschiedlichen Gleisausführungen. Waren diese vor 50 Jahren knapp halb so stark im Durchmesser, so müssen sie heute in Material und Beschaffenheit Zügen mit einer Geschwindigkeit von mehr als 250 Kilometer pro Stunde standhalten. Kaum vorstellbar erscheint ein aus DDR-Zeiten verbliebener Fahrkartenschalter, in dem die Belege noch von Hand ausgeschnitten und abgestempelt wurden. "Früher war nicht immer aIles schlecht. Trotz der heute Tempo-120-Zugverbindung von Rheinsberg über Neuruppin nach Berlin, war das Zugfahren vor 30 Jahren billiger, unkomplizierter und im Falle der Bahnverbindung Rheinsberg-Oranienburg auch schneller", erzählte Richard Erdmann. Der 77-jährige Eisenbahnfan fuhr zu DDR-Zeiten 32 Jahre als Heizer auf den verschiedensten Dampfloks und zählt es nun zu seiner Pflicht, ein Stück weit Eisenbahngeschichte aufrecht zu erhalten. Die Besucher hatten an diesem Wochenende die Möglichkeit, mit einer Hebeldraisine zu fahren, was, wie Besucher Heinz Schlüter feststellte, ganz schön auf die Arme geht. Zudem konnte mit einer Ferkeltaxe ein Ausflug zum zehn Kilometer entfernten Kernkraftwerk unternommen werden. Wenn man bei den heißen Temperaturen jedoch lieber vor Ort bleiben wollte, so warteten dort Live-Musik sowie Kaffee und Kuchen. Nach zunächst sehr zurückhaltener Resonanz am Samstag kamen am Sonntag wesentlich mehr Gäste auf das Bahnhofsgelände. Grund dafür war vermutlich die aus Berlin angefahrene Dampflokomotive, die mit lautem Getöse in den Bahnhof einfuhr. Neugierig liefen die Besucher um das knapp 20 Meter lange Monstrum. Lokomotivführer Mathias Holm und Heizer Frank Rust, die sonst für die Deutsche Bahn arbeiten, beteuerten, dass es nichts besseres als solch eine Dampflok geben könne.
Bastian Tschuschke
(Ruppiner Anzeiger, 2004-09-06)