Den halben Bahnhof gekauft
Rheinsberger Verein hat jetzt Planungssicherheit

RHEINSBERG. Für Udo Blankenburger und Holger Pfeifer von der Arbeitsgemeinschaft Rheinsberger Bahnhof war der gestrige Tag etwas ganz Besonderes: Am Vormittag konnten die beiden gleichberechtigten Vereinsvorsitzenden den Kaufvertrag für den ehemaligen Lokschuppen und Teile des Rheinsberger Bahnhofes beim Neuruppiner Notar Bodo Bartsch unterschreiben.
"Um auf dem Gelände investieren zu können, brauchen wir Planungssicherheit", erläuterte gestern Udo Blankenburger. Deshalb hat der Verein seit vielen Jahren mit den unterschiedlichsten Leuten verhandelt, um den von der Bahn nicht mehr benötigten Teil kaufen zu können.
"Die Verhandlungen gestalteten sich teilweise schwierig. Natürlich war uns klar, dass die Bahn Geld sehen will", sagt Blankenburger. Demgegenüber stand, dass der Verein natürlich nicht über unbegrenzte Mittel verfügt. Entgegen kam deshalb den Rheinsbergern, dass anlässlich des Bahnhofsfestes im Jahr 2000 Bahnchef Hartmut Mehdorn in Rheinsberg vorbeischaute.
"Das brachte uns bei den Verhandlungen den Durchbruch", meint Blankenburger. "Ab diesem Zeitpunkt gab es immer wieder Kontakte auf unterschiedlichen Ebenen, um sich über einen machbaren Kaufpreis zu einigen."
Was der Verein jetzt an die Bahn zahlen muss, darüber sei Stillschweigen vereinbart. Blankenburger machte jedoch deutlich, dass der Kaufpreis weit unter dem Betrag liegt, den die Bahn einst haben wollte. "Wir können mit der Summe gut leben", freuten sich gestern Holger Pfeifer und Udo Blankenburger.
Die beiden Vorsitzenden ließen nicht unerwähnt, dass der Verein besonders dem verstorbenen Rheinsberger Kommunalpolitiker Christian Carstens als auch dem Ehrenbürger der Stadt Jürgen Graf viel zu verdanken habe. Beide hätten den Verein mit Rat und Tat unterstützt. Nur so war es möglich gewesen, Euro für Euro zu sparen, sodass für den jetzigen Kauf nicht mal ein Kredit aufgenommen werden muss. Ihren Anteil am Kauf hätten aber auch die 37 Vereinsmitglieder geleistet. So habe der Reinerlös der jährlichen Bahnhofsfeste dazu beigetragen, ein erkleckliches Sümmchen zusammenzukriegen.
Mit dem Kauf des Lokschuppens, des Kohlenbunkers und der durch die Bahn nicht mehr benötigten Nebengleise will der Verein ein Stück Rheinsberger Bahnhofsgeschichte erhalten. Bereits bis heute haben die Mitglieder, die nicht nur aus Rheinsberg kommen, ein beachtliches Sammelsurium von Bahntechnik vor der Verschrottung gerettet. Die Palette der Ausstellungsgegenstände reicht vom ausgedienten Werkstattwagen über eine Rangierlok, verschiedene Signale und Schilder bis zu Scheinwerfern und Bahnlampen sowie Arbeitsgeräten für den Gleisbau.
Interessierte haben jeden Dienstag von 15 bis 18 Uhr sowie an besonderen Tagen, wie dem alljährlichen Bahnhofsfest, Gelegenheit, sich über die Arbeit des Vereins zu informieren. So wird auch am kommenden Sonntag, wenn die Rheinsberger wieder ihre Berliner Freunde mit der Dampflok erwarten, der Lokschuppen weit geöffnet sein.
Jürgen Rammelt
(MAZ, 2005-12-13)


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